5. Stuttgarter Highland Games – Highland Games treffen historische Kampfkünste

Am Wochenende war es wieder soweit, die Stuttgarter Highland Games fanden zum 5. Mal im Waldheim Lindental in Stuttgart-Weilimdorf statt. Neben den namensgebenden Highland Games und dem Mittelaltermarkt, wurde in diesem Jahr das erste Flügelschlag Turnier von den Kämpferinnen und Kämpfern der Abteilung „historische Kampfkünste“ des ASV Ludwigsburg-Oßweil ausgerichtet.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Flügelschlag kämpften mit einem Langschwert gegeneinander. Doch wer sich jetzt Ritter in schillernder Rüstung vorstellt, ist weit gefehlt. Die aus alten Bibliotheksquellen mühsam rekonstruierten Kampftechniken werden mit moderner Schutzausrüstung kombiniert, denn Kämpfe mit mittelalterlichen Schwertern können auch heute noch zu schweren Verletzungen führen. So erinnerte bei den Kämpfen dieses Turniers, außer den speziell für den Sport hergestellten flexibleren Fechtfedern, wenig an die Zeit aus vergangenen Jahrhunderten. Für das Publikum war aber immer wieder die Intensität und die Geschwindigkeit dieser Sportart beeindruckend. Und so wurde jeder Treffer lauthals bejubelt. Das „Lange Schwert“ ist die verbreitetste Disziplin in der HEMA Szene (Historical European Martial Arts). Für die Kämpfe werden sogenannte Fechtfedern verwendet. Diese stumpfen, 1,2 – 1,5 kg schweren Schwerter wurden schon im Mittelalter zu Übungskämpfen verwendet. 24 Kämpferinnen und Kämpfer aus zehn Vereine reisten aus ganz Deutschland an,  um die begehrten Punkte für die Rangliste der HEMA Ratings zu erkämpfen.

Den diesjährigen Sieg des Flügelschlag-Turniers konnte sich Ingolf Hurst von den Schwabenfedern aus Ulm, gefolgt von Till Schultz und Michael Hein, erfechten.

Am Abend sind sich Fechter, Highlander und Marktbesucher einig: Der Flügelschlag soll nächstes Jahr wieder im Rahmen der Stuttgarter Highland Games stattfinden.

Neben dem erfolgreichen ersten Turnier im Langschwert, wurden in diesem Jahr auch wieder die Wettkämpfe in den Disziplinen der Highland Games ausgetragen. Highland Games ist ein ursprünglich aus Schottland stammender Kraftsport, der dafür eingesetzt wurde, den stärksten Mann im Dorf beziehungsweise Clan zu ermitteln. Durch die Belagerung der Engländer war es denn Schotten lange Zeit verboten Waffen zu tragen, um dennoch kampfbereit zu bleiben, wurde mit dem trainiert, was vorhanden war. So entstanden Disziplinen, wie Steinstoßen, Hammer und Baumstamm werfen. Heutzutage gibt es Athleten auf der ganzen Welt, wie bei den World Master Championship im letzten Jahr in Stuttgart-Weilimdorf gezeigt wurde. Am häufigsten vertreten sind Highland Games in den USA , Deutschland , Frankreich und natürlich in Schottland , aber es gibt z.B. auch vereinzelt Wettkämpfer in Australien und Japan. Derzeit bestehen Highland Games normalerweise aus 5 Disziplinen: Steinstoßen, Hammerwerfen Gewichtweitwurf, Gewichthochwurf und Baumstammwerfen. Steinstoßen wird immer noch original mit einem Naturstein durchgeführt, beim Hammerwerfen hingegen wurde von einem Schmiedehammer zu einer aerodynamischeren Form gewechselt. Beim Gewichtweitwurf wird eine Stahlkugel an einer kurzen Kette mit Griff mit einer oder zwei Drehungen des Körpers möglichst weit geworfen. Das Gerät für den Gewichthochwurf sieht ähnlich aus, jedoch steht der Athlet hier und versucht das Gewicht über eine Stange zu befördern, ohne diese zu berühren. Baumstammwerfen hat eigentlich einen sehr irreführenden Namen, da es nicht darum geht den Stamm möglichst weit von sich weg zu befördern, sondern ihn einmal zu überschlagen, sodass er mit dem Athleten auf einer gedachten 12 Uhr Linie liegt.

Die Highland Games sind in verschiedene Altersklassen unterteilt . Die älteste Klasse sind die Masters (40+) in dieser Klasse gewann bei den Männern Markus Walzel aus Bayern und bei den Frauen Mirjam Kohler aus der Schweiz. Die Klasse der Open Heavies (19-39) dominierte Enrico Reiß bei den Männern und Daniela Kuriger konnte sich bei den Damen den Sieg ergattern. Neben den Wettkämpfen der Erwachsenen konnte der ASV Ludwigsburg-Oßweil sich in diesem Jahr wieder glücklich schätzen, die deutschen Meisterschaften der Jugendlichen austragen zu dürfen. Bei den Junioren (17-18) konnten sich Niklas Benke und Jacqueline Illenberger (ASV) den Meistertitel sichern. Die Jugend (15-16) dominierten Svenja Merita (ASV) und die Doppelspitze Moritz Röske (ASV) und Sven Arendt. Bei den Schülern gewannen Luca Merita (ASV) und Pauline Röske (ASV). Die jüngste Teilnehmerin Mona Hausner startete in ihrer eigenen Klasse mit leichteren Gewichten, welche zum Heranführen an den Sport dienen sollen.

Auch in diesem Jahr wurden einigen neue Rekorde geworfen. Steven Arendt konnten bei den Schülern den Rekord im Hammerwerfen um fast einen Meter auf 31,80m verbessern. Außerdem konnte er den Rekord im Gewichtweitwurf um exakt einen Meter erhöhen. Die neue Weite liegt bei 21,62m. Ebenfalls bei den Schülern konnte Leonard Groß den Rekord im Gewichthochwurf um 60cm erhöhen.

Neben den Einzelwettkämpfen am Samstag konnten am Sonntag auch noch neun Mannschaften begrüßt werden. Die Mannschaften duellieren sich je nach Veranstaltung in unterschiedlichen Disziplinen, wobei diese sich meist von denen der Einzelwettkämpfe deutlich unterscheiden. In diesem Jahr gab es Steinstoßen und Gewichtweitwurf aus dem Stand, Tauziehen und Gewichthochwurf, Baumstammslalom und Fassrollen, sowie Bogenschießen, Hufeisenwerfen, Farmers Walk und Schubkarrenrennen. Den Gesamtsieg bei den Mannschaftswettbewerben holte sich die Mannschaft „Never too old for Rock’n’Roll“ mit nur einem halben Punkt Vorsprung auf die Mannschaft „Muggabatscher“.

Auch in diesem Jahr konnte wieder ein vielseitiger Mittelaltermarkt den Sport ergänzen. Neben Schmuck und Lederwaren gab es auch leckeres Spanferkel, Rosenküchle, Drachenspieße und vieles mehr. Außerdem wurden wieder Kinder-Highland Games veranstaltet und eine Live-Band spielte an beiden Tagen auf.

Bilder und Bericht von Rüdiger Krauß und Jacqueline Illenberger